Regatta Bericht 2018 – Training

Nach dem Erfolg des Trainings von 2017 haben Conni & Ruedi Christen auch in 2018 wieder vor dem jährlichen Blüemlisalp-Cup ein Tempest Training im TYC (Thuner Yacht Club) organisiert – herzlichen Dank !

Der Titel des sehr praxisbezogenen und auf wenige Themen fokussierten Trainings hätte lauten können: Das Ruder, das effizienteste Bremssystems eines jeden Regattaboots, möglichst sparsam und wirksam eingesetzt !

Nachdem um 11 Uhr die 7 teilnehmenden Tempest aufgeriggt und eingewassert waren erinnerte Ruedi auf der oberen Dachterasse des  Klubhauses an grundsätzliche Überlegungen:

  • Vortrieb Maximierung durch Segeltrimm – dieses mal nicht das vorrangige Thema !
  • Widerstands Minimierung bei gerader Fahrt und bei Manövern – Fokusthema 2018 !
  • Hauptsächlicher Widerstand wird im Wasser, das ca. 1000 mal dichter ist als Luft, durch den Teil vom Rumpf im Wasser, Kiel und Ruder erzeugt !
    Die Minimierung des Widerstands eines glatt polierten Rumpfes wird im Wasser erreicht durch:
    • aufrechte Fahrt mit nur 5-10° Krängung für maximal wirksame Segelfläche und von hinten gesehen, nur geringfügig seitlich versetzte „Druckpunkte” von Segel und Unterwasserschiff. Je grösser der Versatz dieser beiden Druckpunkte ist, desto stärker ist das luvgierige Moment und entsprechend nötige Korrektur am Ruder.
    • jede aus der neutralen Position abweichende Ruderstellung erzeugt neben der gewünschten Kursänderung vor allem Bremswirkung, wobei alle Kräfte stark von der Geschwindigkeit und Richtung des umströmenden Wassers abhängen. Besondere Fälle sind das Riggen auch ohne Segel mit wechselweiser Krängung und Beschleunigung beim Aufrichten, das Aufschiessen bis zum Stillstand oder sogar Rückwärtsfahrt mit schlagartig entgegengesetzter Ruderwirkung und das Beschleunigen nach jeder Form von Manöver, in der Praxis hauptsächlich nach der Wende und der Halse.

Zur Anwendung der Theorie auf dem Wasser wurden Übungen verabredet wie:

  • Riggen mit oder auch noch ohne gesetzte Segel und eine weiche Ruderbedienung, die bei Krängung und beim Aufrichten wie ein das gieren ausgleichender Flossenschlag dem Boot einen Vorwärtsschub verleiht. Gemäss Ruedi sind so bis zu 2 ktn bei völliger Windstille möglich.
  • 8-Segeln mit – versuchten – Rollwenden bei schwachem Wind, d.h.:
    • einleitend bewusste Kränkung ins Lee, damit das Boot auch ohne Ruderausschlag anluvt
    • nachdem das Boot durch den Wind gegangen ist und die Mannschaft bewusst im alten Luv = neuen Lee verharrt hat um es bewusst wieder ins neue Lee zu krängen. Beim folgenden wieder Auffrichten durch koordinierten Platzwechsel beider Segler sowohl über das Segel und über das Ruder wird eine Beschleunigung erzeugt. Dieses einmalige Riggen zum Abschluss einer Rollwende ist zulässig.
    • Nicht geübt aber in der Theorie besprochen der Ablauf bei Halsen:
    • einleitend mindestens ganz aufrecht durch abgelassenen Druck im ganz offenen Grosssegel, besser sogar leicht Kränkung ins Luv bei vollem Druck in der Fock, damit das Boot schon ohne Ruderausschlag abfällt.
    • mit dem „achtern rund“ und automatischen krängen ins neue Lee ein koordinierter Platzwechsel, aufrichten und dabei dicht holen des Grosssegels aus maximal offener Position bis zum neuen Kurs.
  • Gleichzeitiges Aufschiessen aller Tempest an individueller Boje bis in den Stillstand, ggf. Bremsen mit back gehaltenem Gross. Beim Aufschiessen aus Fahrt mit Wind von steuerbord nicht vollständig in den Wind stellen, um kontrolliert und schnell wieder abfallen und dann beschleunigen zu können. Alternativ kurze Rückwärtsfahrt mit entgegengesetzter Ruder Wirkung um schnell abzufallen. In einer anspruchsvolleren Runde hätten wird 45s  in diesem quasi aufgeschossenen Zustand verharren und erst auf Pfiff schnell abfallen und beschleunigen sollen. Aber der Wind frischte auf und die Herausforderungen der Übung wurden auch ohne Zeitvorgabe sehr deutlich.
  • Das bekannte Spiel mit 2-3 Tennisbällen und gegenseitiger Jagd im abgesteckten Rechteck wurde aufgelöst als der Wind noch mehr zunahm und wir an einer Startlinie das Aufschiessen, abfallen und beschleunigen unter realen Zeitbedingungen von Starts übten und in Miniläufen auf Kommando wenden und beim Downwind auch öfters Schiften sollten.

Ruedi hatte schon im Vorfeld erklärt, dass mit erwarteten Gewittern der Wind stark auffrischen könne und jedes Boot selbst verantwortlich entscheiden müsse, wann es zurück in den Hafen laufen wolle, während er erst relativ spät den allgemeinen Rückzug mit Home-Race kommandieren würde.

Pünktlich zum vorgesehenen Schluss des Trainings auf dem Wasser kamen alle Boote trocken in den Hafen, das galt nicht für alle Vorschoter/innen. In einem Fall stieg ein Vorschoter kurz vor der oberen Boje ohne Halt an der Fockschot oder am Trapezgummi aus und wurde dann halt erst nach Bojenumrundung wieder aufgenommen ?

Das Debriefing wieder im Klubhaus bei draussen heftigem Gewitterregen rundete das wertvolle Training ab und dieser Bericht erlaubt hoffentlich allen Interessierten, aber zum Training verhinderten Teams die Übungen für sich nachzuvollziehen.

Die Teilnehmer an diesem Training – in „Manage2Sail“ nicht ganz richtig wiedergegeben – danken Ruedi & Conni herzlich.

  • Pamela und Andreas W. auf SUI 1185 vom TYC und damit ein erstes Come-back von Pamela mit geheiltem Knie, bravo !
  • Reto F. und Lucius Ü. auf GER 1102, ebenfalls vom TYC, regelmässig auf Trias und eben auch auf Tempest mit GER Segeln
  • Mario und Tania auf SUI 1136, der Klassenmeister von 2017 mit Tanja als neuem Team „Mann & Frau”
  • Renate und Christoph auf SUI 119 (1093) vom SCH, ein weiteres Team „Mann & Frau“, in 2018 im 2. Jahr
  • Bettina und Francois auf FRA 1125, unsere gern gesehenen Gäste aus FRA, mit Swiss Sailing Kappen speziell begrüsst
  • Peter B. und Susanne S. auf SUI 1090 vom SKE, ein neues Tempest Team aus 2018
  • Michael R. und Adrian K. auf SUI 1138 vom SKE, mit Adrian am 3. Tempest Anlass in der Hoffnung auf richtigen Wind, mindestens am Training wurde diese Hoffnung nicht enttäuscht.

Die Wirkung des intensiven Start Trainings zeigte sich bereits am Tag danach, als mindestens ein notorisch zu spät startendes Team zum unbewussten (!) Frühstarter konvertierte, das erst im Zieleinlauf den ORC hinnehmen musste.

Michael – SUI 1138

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